Sanft steigen die Hänge an den Ufern den Rheins empor. Unzählige Weinreben bilden mit ihren akkurat angeordneten Bahnen grün leuchtende Muster. Verträumte Weinorte kuscheln sich nicht nur malerisch an die Rheinpromenade, sondern auch in die Täler des Hinterlands. Der Blick reicht oft kilometerweit über die offene Landschaft. Kaum ein Baum versperrt die Sicht, allenfalls der nächste Hiwwel (rhoihessisch für Hügel). Ruhig und gelassen entfaltet sich die Region vor unseren Augen.
Mit 27.000 Hektar Rebfläche ist Rheinhessen das größte Weinbaugebiet Deutschlands und damit ein Paradies für Menschen, die es lieben, Wandern und Weingenuss miteinander zu verbinden. Von all dem wird hier nämlich so viel geboten, dass die Auswahl, welche Hiwweltour wir als nächstes wandern oder wo wir das nächste Schlückchen Wein zu uns nehmen schwer fällt. Damit ihr es bei eurem nächsten Ausflug nach Rheinhessen leichter habt, gibt es heute ein paar Tipps von uns, welche Tour ihr mit welchen Weingenüssen prima kombinieren könnt. Im Rahmen des Bloggerwanderns Rheinland-Pfalz konnte ich mich im Juni 2023 persönlich von der Qualität der hier vorgestellten Punkte überzeugen. Seid gespannt.
Die Region Rheinhessen
Die Region Rheinhessen befindet sich im Bundesland Rheinland-Pfalz, nicht in Hessen, wie es der Name fälschlicherweise vermuten lässt. Der Ursprung der Bezeichnung ist historisch geprägt und datiert sich zurück auf die Jahre zwischen 1816 bis 1919. Damals war das Gebiet als Provinz Rheinhessen bekannt und zählte zum Großherzogtum Hessen. Bis 1945 war es der sogenannte Volksstaat Hessen.
In seiner heutigen Form wird Rheinhessen im Norden und Osten vom Rhein bildlich gesehen zur Hälfte eingekreist. In westlicher Richtung erstreckt sich die Region bis an die Nahe. Der etwa südlichste Ort ist Worms, der nördlichste Mainz. Zwischen diesen bekannten Orten verläuft der Rheinterrassenweg, unser erster Wanderweg, den wir euch hier vorstellen.
Wandern auf dem Rheinterrassenweg
Tag 1 des Bloggerwanders Rheinland-Pfalz führt uns auf den Rheinterrassenweg. Der mehrtägige Fernwanderweg besteht aus ingesamt 6 gemütlichen Etappen, die sich auf insgesamt 75 Kilometer verteilen. Bei der Wanderung auf dem Rheinterrassenweg steht der Genuss im Vordergrund.
Der gesamte Weg ist gut befestigt, da die Strecke über die Wirtschaftswege der Winzer verläuft. Somit ist er nahezu barrierefrei und aufgrund der recht kurzen Etappen auch für Wanderneulinge geeignet. Dennoch sind die Etappen nicht zu unterschätzen, da es das ein oder andere Mal bergauf und ab geht und wenn im Sommer die Sonne hoch steht, kann es sehr heiß werden. Zur Belohnung wartet dafür in den beschaulichen Weinorten stets eine kühle Erfrischung.
Auf dem Rheinterrassenweg von Nackenheim nach Nierstein
Im Rahmen des Bloggerwanderns haben wir nur einen Ausschnitt des Rheinterrassenwegs kennengelernt, der aber insgesamt einen guten Überblick darüber gibt, was die Genusswanderer hier erwartet; sonnenbeschienene Wege, traumhafte Aussichten auf den Rhein und jede Menge Wein(reben).
Die Tourfakten
| Strecke: 7,8 km | Höhenmeter: 95m | Dauer: 2:05 Std. |
| Familienhighlights: Einkehr im Weingut, wo es natürlich auch erfrischenden Traubensaft gibt. Kinderfreundliche Streckenlänge mit tollen Aussichtspunkten. | Hundecheck: Die Tour ist im Sommer nur bedingt mit Hund geeignet, da es auf den Wegen und dem Asphalt sehr heiß werden kann. Trinkwasser sollte auf jeden Fall mitgenommen werden. | Ausgangspunkt: Parkplatz am Bf Nackenheim |
| GPS-Track auf Outdooractive* | Einkehr: Gutsschänke Weingut Sans-Lorch Aktuelle Öffnungszeiten | Endpunkt: Bf Nierstein |
Von der Weinterrasse auf die Rheinterrasse
Wir starten die Wanderung auf dem Rheinterrassenweg am Bahnhof in Nackenheim und machen uns als erstes auf den Weg zum Gutsausschank des Weinguts Sans-Lorch. Getreu dem Motto der Tour “Wandern & Wein” erläutert uns die Winzerfamilie Wissenswertes über das Weingut. Daneben gibt es regionale Leckereien wie Spundakäs und Handkäs mit Musik, die uns hier in Rheinhessen noch öfter begegnen werden und süßen Nachtisch; dazu natürlich den hauseigenen Prosecco und Wein.
Von der Weinterrasse machen wir uns anschließend auf den Weg zur Rheinterrasse. Der Zugangsweg von der Ortsmitte Nackenheims ist gut ausgeschildert und schon bald erreichen wir den Höhenweg, der uns im Sonnenschein nach Nierstein bringen soll. Die charakteristische rote Erde, auf der die Weinreben wachsen und gedeihen, verbreitet ein sommerliches Aroma.
Der weinlastige Wein-Laster
Und so wandern wir vorbei am Ehrenkreuz, genießen das traumhafte Panorama und erreichen schließlich den Ort, der im Jahr 2012 als “Schönste Weinsicht” Rheinhessens ausgezeichnet wurde. Hier erwartet uns schon der Wein-Laster mit einem Gläschen Wein und einem leckeren Häppchen.
Leider steht der Wein-Laster nicht immer hier und wartet auf erschöpfte Wanderer. Ihr könnt ihn aber für eure Feierlichkeiten buchen oder an einer Wein-Laster-Wanderung teilnehmen, um in seinen Genuss zu kommen.
Nach der fröhlichen Pause wandern wir weiter bis zur Fockenberghütte, wo uns abermals der Wein-Laster mit einem erfrischenden Schlückchen empfängt.
Abschließend geht es flotten Schrittes bergab nach Nierstein, wo sich unser Endpunkt der kurzen Etappe befindet. Insgesamt ist sie ein schöner Auftakt für ein weinseliges Wochenende in Rheinhessen.
Die Hiwweltour Aulheimer Tal
An Tag 2 des Bloggerwanderns erkunden wir die Hiwweltour Aulheimer Tal in Flonheim, also mitten drin in Rheinhessen. Mit 13,3 Kilometern Streckenlänge ist sie die längste der Hiwweltouren. 2022 wurde sie vom Wandermagazin als zweitschönster Wanderweg Deutschlands gekürt und das nicht zu Unrecht wie sich zeigen wird.
Insgesamt gibt es derzeit übrigens 9 Hiwweltouren in Rheinhessen. Sie sind allesamt als Premiumwanderwege ausgezeichnet.
Die Tourfakten zur Hiwweltour Aulheimer Tal
| Strecke: 13,3 km | Höhenmeter: 165m | Dauer: 3:45 Std. |
| Familienhighlights: Zu sehen gibt es alte Steinbrüche, mehrere Aussichtstürme und eine abwechslungsreiche Landschaft. | Hundecheck: Die Tour ist zum Wandern mit Hund gut geeignet, da es immer wieder durch angenehm schattige Wälder geht. Trinkwasser sollte aber auf jeden Fall mitgenommen werden. | Ausgangspunkt: Flonheim (Parkmöglichkeiten s. Beschreibung auf Outdooractive) |
| GPS-Track auf Outdooractive* | Einkehr: am Ausgangspunkt in Flonheim im Weingut/Vinothek Klosterhof (Strubel-Roos) mit Viktorias Weincafé, Weinpicknick Weingut Christian Kupper | Endpunkt: Flonheim |
Die Hiwweltour überrascht mit abwechslungsreichen Wegen und Aussichten und wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. Mal wandern wir auf urtümlichen Waldpfaden, dann über sonnige Höhen.
Vom Naturfreundehaus zum Bornheimer Aussichtsturm
Wir beginnen die Hiwweltour Aulheimer Tal am Naturfreundehaus unweit von Flonheim. Ein Schild mit der Aufschrift “Naturweg” weist uns, wo es langgeht und das ist erst mal durch den Wald.
Auf schmalen Pfaden geht es im Gänsemarsch bergauf und ab und vorbei an einem ehemaligen Steinbruch. Der Weg führt knapp an der ehemaligen Abbruchkante vorbei. Links geht es steil bergab. Passieren kann hier nichts, da der Weg gut gesichert ist. Vom Steinbruch selbst ist kaum noch etwas zu sehen. Längst hat sich die Natur das Areal zurückerobert.
Dort wo wir schließlich den Wald durch ein kleines Törchen verlassen, empfängt uns eine grandiose Aussicht. Die wird noch besser, als wir den Bornheimer Aussichtsturm, die Hiwweltrast, erreichen. Wir erklimmen das römisch anmutende Gemäuer und ein Schild klärt uns auf, was vor unseren Augen liegt.
Vom Bornheimer Turm zum Lonsheimer Turm
Die Hiwweltour Aulheimer Tal führt uns von Turm zu Turm. Nach einem weiteren teils sonnigen, teils angenehm schattigen Wegstück gelangen wir an den Lonsheimer Turm. Mit dem Bornheimer hat er nicht viel Ähnlichkeit, erinnert er doch eher an ein Märchen.
Im Inneren des Turms versteckt sich eine Wendeltreppe, so dass wir den Turm besteigen und uns davon überzeugen können, ob Rapunzel oder Dornröschen vielleicht in seinem Turmzimmer verweilen.
Oben angekommen sind wir jedoch allein und können den märchenhaften Blick auf Lonsheim genießen.
Zu Füßen des Turms befinden sich mehrere Bänke und Tische, so dass einem Picknick hier nichts entgegen steht.
Weinpicknick mit der Flonheimer Weinkönigin
Anschließend setzen wir den Weg fort, welcher genauso abwechslungsreich bleibt. Während wir genüsslich dahin wandern, zieht die idyllische Landschaft Rheinhessens an unseren Augen vorbei.
Immer wieder laden geschwungene Holzliegen zu einer kleinen Rast ein und später wandern wir durch das der Hiwweltour namensgebende Aulheimer Tal. An den Wegrändern blüht es in den schönsten Farben. Daraufhin steht uns ein Aufstieg auf den Adelberg bevor. Fast auf dem Gipfel erreichen wir das Wein-Pick, dass der Winzer Christian Kupper für uns ausrichtet. Neben seinem Wein serviert er auch ein leckeres Mittag auf seinem Wingert. (Termine fürs Wein-Picknick hier)
Hier gibt es so viel zu sehen und zu bestaunen. Die liebevoll gestalteten Sitzecken und die zauberhafte Dekoration sind der absolute Hingucker.
Ein weiterer Hingucker ist die Flonheimer Weinkönigin Caroline Strubel, die mit uns zu Mittag speist. Sie ist aber nicht nur hübsch anzusehen, die junge Frau weiß auch ganz genau wovon sie spricht.
Die Liebe zum Wein, zu ihrer Heimat und die Begeisterung, mit der sie alle Fragen beantwortet, sind ihr anzumerken und runden das Wein-Picknick perfekt ab.
Der Trullo auf dem Adelberg
Caroline Strubel begleitet uns auch noch ein Stück auf der Hiwweltour. Allerdings hat sie nicht das geeignete Schuhwerk an (feste Wanderschuhe sind für die Hiwweltour Aulheimer Tal durchaus sinnvoll), weshalb wir sie lediglich bis zum Trullo mitnehmen.
Der Trullo ist ein Weinbergshäuschen, das Bauern und Winzern als Schutzhütte dient. Es wurde im Stil der italienischen Rundhäuser aus der Region Apulien erbaut. Das weiße, wie ein Zuckerhütchen aussehende, Gebäude überstrahlt den Adelberg.
So ein hübscher Platz ist das hier, dass sich auch etliche Schwalbenschwanz Schmetterlinge hier tummeln und an den Blüten naschen. Sie zählen zu den größten Schmetterlingsarten im deutschsprachigen Raum.
Vom Trullo nach Flonheim
Es wird Zeit die Hiwweltour fortzusetzen. Langsam wandern wir den Weinberg hinab und gelangen wieder in das Aulheimer Tal. Hier passieren wir die Rabenkanzel, die einst ein Steinbruch war. Kurz vor dem Parkplatz an der Geistermühle wandeln wir die Hiwweltour noch etwas ab.
Frank Thamm, der Kultur- und Weinbotschafter Rheinhessens begleitet uns auf der Wanderung und möchte uns noch einen weiteren imposanten Steinbruch beziehungsweise seine eindrucksvoll aus dem Hang hervorragenden Felsen zeigen.
Der Weg trifft hinterher wieder mit der Hiwweltour zusammen und führt uns das restliche Stück bis nach Flonheim zurück. Letzte Sehenswürdigkeit der Tour ist der Jüdische Friedhof mitten im Weinberg.
Ein schmiedeeisernes Tor führt uns auf das verwilderte Gelände mit zahlreichen verwitterten Grabsteinen.
Im Dunklen wird es hier sicher etwas schaurig sein, doch im Sonnenschein wirkt der Friedhof wie ein verwunschener Garten. Die letzten Schritte bis Flonheim vergehen wie im Zuge. Die herrlich abwechslungsreiche Tour lassen wir wieder kulinarisch ausklingen.
Weinprobe und Kaffeekränzchen in Flonheim
Wenn wir schon in Rheinhessen und damit in Deutschlands größtem Weinbaugebiet sind, dann ist die Besichtigung eines Weinguts ein absolutes Must-Do auf der Tagesordnung. Angekommen in Flonheim geht es deshalb ins Weingut Strubel-Roos im Klostereck. In dem Familienbetrieb packen alle mit Begeisterung an. Als erstes verköstigen wir natürlich den hauseigenen Cremant. Dann steigen wir hinab in den Weinkeller, um die Geheimnisse des Weins zu ergründen.
Zahlreiche Fässer lagern hier; alles sieht so aus, wie wir es uns so im idealen Weinkeller vorstellen. Die Besonderheit des Hauses ist die eigene Sektmanufaktur. Wir erfahren, wie viel Mühe und Aufwand es bedeuten, einen solchen Betrieb zu führen. Aber es lohnt sich, denn der Geschmack ist hervorragend.
Seinen krönenden Abschluss findet der Besuch des Weinguts in Veronikas Weincafé. Die Auswahl an Kuchen ist so groß, dass die Entscheidung schwer fällt. Alle Kuchen und Torten sind aus eigener Herstellung und für Süßmäulchen ein Hochgenuss.
Wein-Wander-Genusszeit in Rheinhessen
Nach zwei Tagen in Rheinhessen bleibt festzustellen, dass die Region die Ideale Kombination für Genusswanderer bietet. Aussichts- und erlebnisreiche Wanderwege wie der Rheinterrassenweg und die Hiwweltour Aulheimer Tal in Verbindung mit einem Gläschen Wein (alternativ Traubensaft) und regionalen Spezialitäten sorgen für ein gelungenes Potpourri und eine entspannte rAuszeit in der Natur.
Wenn euch das jetzt genauso gefallen hat wie mir, dann seid gespannt auf Teil 2 des Bloggerwanderns. Dann nehmen wir euch mit auf die Hiwweltour Zornheimer Berg, zu einem Weintasting mit Planwagenfahrt und stellen euch die Wellnessunterkunft in Rheinhessen schlechthin vor. Seid gespannt.
Wäre das was für euch? Wein und Wandern? Probiert es doch mal aus. In diesem Sinne, bleibt gesund und wanderfreudig und ein bisschen weinselig. Eure Dina
Werbehinweis: Auf Einladung des RheinlandPfalz Tourismus war ich im Juni 2023 beim Bloggerwandern dabei und durfte die Region Rheinhessen, die vorgestellten Wanderwege und Winzer kennenlernen. Meine Meinung in dem Bericht ist davon nicht beeinflusst. Ein Dank geht auch an Maier Sports, das Outdoormagazin, Wrightsocks und Sebamed für die Unterstützung beim Wandern.
Das könnte euch auch interessieren: Wandern und Outdoorerleben im Lahntal / Bloggerwandern 2022
