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Heute räumen wir mal mit dem Mythos auf: im Ruhrpott is et nicht grün! Oh doch, denn der Zollvereinsteig beweist genau das Gegenteil. Mitten durch das Ruhrgebiet verläuft er auf grünen Pfaden und Wegen, über die Ruhrpottalpen mit sagenhaften Fernsichten, durch weitläufige Parkanlagen und die neuen, städtischen Naherholungsgebiete, auch Friedhöfe genannt. Daneben ist ein Klassiker der Industriekultur zu besichtigen und am Ende gibt es Berliner Currywurst – nicht ganz ruhrpöttisch, aber Hauptsache schmeckt. Im Großstadtdschungel gibt es viel zu entdecken und es ist erstaunlich grün, lasst euch überraschen.

Zollvereinsteig

Allgemeine Infos zum Zollvereinsteig

26,3 Kilometer Wanderfreude kommen uns auf dem Zollvereinsteig zugute. Unfassbarer Weise erklimmen wir dabei sogar 161 Höhenmeter, was sicher nicht zuletzt dem Aufstieg auf die Schurenbachhalde geschuldet ist.

Aber auch im weiteren Verlauf der Strecke durch die Ruhrpottmetropolen Essen und Gelsenkirchen geht es immer mal wieder bergauf und bergab. So kommen wir ständig in den Genuß eindrucksvoller Aussichten und Panoramen.

Fast ist es dabei ein bisschen so, als flögen wir über das Ruhrgebiet. Bestechend ist aber vor allem das viele Grün, das uns in den Frühjahrs- und Sommermonaten hier begegnet. Eins der Highlights der Wanderung auf dem Zollvereinsteig ist natürlich die gleichnamige Zeche. Am Wochenende ist hier immer reges Besucheraufkommen. Eine kleine Bimmelbahn fährt die Besucher um das Areal, Sightseeingbusse kurven durch die Straßen. Im Sommer können wir Abkühlung im Werksschwimmbad finden und auch Einkehrmöglichkeiten sind vorhanden. Insgesamt also eine gelungene Kombination für einen abwechslungsreichen Wandertag.

Tourfakten zum Zollvereinsteig

Strecke: 26,3 km Höhenmeter: 161mDauer: 6:35 Std.
Familienhighlights: Aufgrund der langen Strecke ist diese Wanderung nur mit sehr wanderfreudigen und schon älteren Kids zu empfehlen. Der Revierpark Nienhausen, Spielplätze, das Werksschwimmbad Zollverein sind die größten Highlights für aktive Kinder. Einkehrmöglichkeiten sind vorhandenHundecheck: Mit wanderfreudigen und geübten Hunden ist die Tour sehr gut machbar. Allerdings sollten für den Vierbeiner ausreichend Pausen eingeplant werden. Dazu empfiehlt es sich, auch für den Hund Verpflegung, insbesondere Trinkwasser, mitzunehmen.Ausgangspunkt: Schurenbachhalde Emscherstraße, 45329 Essen
Koordinaten: 51.51363844989553, 7.028186415842198
GPS-Track auf Outdooractive* Einkehrtipp: Schrebers Eventgastronomie
Endpunkt: Schurenbachhalde
Der Zollvereinsteig in der Übersicht

Ruhrpottpanorama von der Schurenbachhalde

Wir starten den Zollvereinsteig am Parkplatz der Schurenbachhalde. Hier können wir unser Fahrzeug im Schatten der Autobahnbrücke abstellen und uns frisch und munter an den ersten und höchsten Anstieg des Tages machen. Während wir auf die lange Himmelstreppe zumarschieren, schwant uns schon, dass es gleich anstrengend wird. Wir erklimmen Stufe um Stufe, auf die mit 50 Metern höchste Halde der Stadt Essen.

Zollvereinsteig
Zollvereinsteig

Oben angekommen geht es über das sonnige Haldenplateau. Die Landschaftsmarke, eine riesige Stahlbramme, quasi das Gipfelkreuz, ragt imposant in den blauen Himmel. Während das Szenario auf der schottrigen Oberfläche der Halde wie eine verlassene Mondlandschaft wirkt, ist der Blick auf das umliegende Ruhrgebiet einfach nur Grün. Wir erkennen die Nachbarhalden in der Umgebung und unser Blick sucht nach bekannten Ruhrpottorten.

So geht es einmal quer über das Plateau und an dessen Ende dann wieder bergab. Umgeben von Wald wandern wir erst gemächlich parallel zum Hang, dann steigen wir über einen kleinen Pfad etwas steiler hinab.

Haldenhopping am Zollvereinsteig

Kaum am Fuße der Halde angekommen, heißt es wenig später erneut bergauf. Ein steiler, kurzzeitg alpin anmutender Pfad, führt uns auf die kleine und gerade einmal 21 Meter hohe Halde Eickwinkel.

Zollvereinsteig
Kleine Bergpfade am Zollvereinsteig

Die Miniaturhalde ist schnell passiert und auf Grünzügen geht es idyllisch weiter durch die City.

Die Trabrennbahn Gelsenkirchen kommt in Sicht und die dritte Halde steht bevor. Dabei handelt es sich um die Halde Zollverein, die aus Bergematerial der Zeche aufgeschüttet wurde.

Aller guten Dinge sind eben drei und diese kleine Halde hält auch wieder eine kleine alpine Passagen für uns bereit. Über einen steilen Pfad geht es bergab. Netterweise wurde bei der Ausschilderung auch extra auf diese “Gefahrenstelle” hingewiesen und so hangeln wir uns vorsichtig nach unten und halten uns an den Ästen fest.

Zollvereinsteig
Vorsicht ist geboten

Unten angekommen biegen wir rechts ab und sind wieder auf einem breiten Weg. Kurz geht es geradeaus, dann biegen wir links ab.

Eine schmale Brücke bringt uns über einen Taleinschnitt, durch den der Schwarzbach gemächlich dahin fließt.

Wie im Dschungel ist das kleine Rinnsal eingewachsen, üppig grünt es an den Hängen des engen Tals.

Parallel des Baches, der sich jedoch hinter dem dichten Urwald versteckt, zieht es uns weiter, wobei wir die Ausläufer des Revierparks Nienhausen streifen.

Zollvereinsteig
Zollvereinsteig

Grüne Felder und Wege mitten in der Stadt

Entlang des Weges überraschen uns die Dimensionen grüner Wege stets aufs Neue. Mit der Wegführung haben sich die Stadt Essen und Gelsenkrichen enorm Mühe gegeben und immer versucht, kleine Pfade, den breiten Wegen vorzuziehen.

Zollvereinsteig

Wir schlängeln uns durch Wiesen, in denen hoch das Gras steht und wandern durch urige Pfade zwischen dichten Bäumen.

In Gelsenkirchen Rotthausen geht es zum ersten Mal über einen Friedhof, von denen noch mehrere folgen werden.

Hier haben wir die Möglichkeit ein WC aufzusuchen und am Wasserkran die Arme zu kühlen oder die Trinkflaschen aufzufüllen.

In Schonnebeck verläuft der Zollvereinsteig kurz durch ein Wohngebiet, bevor es durch ein Waldstück leicht bergan an.

Auf der Anhöhe angekommen, passieren wir einen Modellflugplatz und den Friedhof Am Hallo. Ganz oben sind besonders die islamischen Grabstellen mit ihren Verzierungen ein besonderer Hingucker. Der Friedhof ist Teil des Projekts “Essener Aussichten” und so bietet sich hier erneut ein tolles Panorama.

Zollvereinsteig
“Essener Aussichten”

Vom Friedhof Am Hallo geht es nahtlos weiter in den Hallo Park, wo wir im Schatten knorriger Bäume ein Päuschen genießen können.

Von hier aus ist es jetzt nicht mehr weit bis zur Zeche Zollverein. Am dortigen Parkplatz ist nun wesentlich mehr los, als auf dem Weg bis hierhin. Regelrecht touristisch wird es hier bei schönem Wetter.

Zollvereinsteig

Zur Namensgeberin des Zollvereinsteigs

Überall tummeln sich Menschen, eine kleine blau-weiße Bimmelbahn kurvt um das Areal und ein rot leuchtender Sightseeingbus mit Panoramadach zeigt Interessierten die Industriekultur des Ruhrgebiets.

Zollvereinsteig
Zollvereinsteig

Wir wandern mitten durch die staunenswerten Überbleibsel der einstigen Zeche und Kokerei. Fotomotive gibt es hier reichlich. Die markanten Industrianlagen stehen in einem bizarren Kontrast mit der sie umgebenden Natur. Der Zollvereinsteig verläuft einmal rund um das Areal und kommt schließlich am Werksschwimmbad aus, das im Sommer eine hervorragende Abkühlung bietet. Außerdem gibt es hier auch eine Einkehrmöglichkeit. Doch so sehr wir uns dort auf den Ruhrpottklassiker, eine Currywurst mit Pommes gefreut haben, werden wir enttäuscht. Wir können zwar noch ein Kaltgetränk ergattern, aber aufgrund einer privaten Veranstaltung gibt es nicht mehr. Also setzen wir den Weg fort.

Von der Zeche Zollverein zur Zeche Carl

Das folgende Wegstück wird etwas urbaner. Wir passieren den Kaiser Wilhelm Park und erreichen als nächstes die Zeche Carl.

Zollvereinsteig
Teich im Kaiser Wilhelm Park
Zollvereinsteig
Zeche Carl

Hier gibt es einen Biergarten, der aber leider keine wanderfreundlichen Öffnungszeiten bietet. So geht es auch an diesem Ort schnell vorbei, denn mittlerweile ist die Sehnsucht nach Currywurst unendlich. Ein Blick auf die Karte vom Zollvereinsteig lässt aber sämtliche Hoffnungen schwinden.

Zollvereinsteig
Zeche Carl
Zollvereinsteig
Nordfriedhof Altenessen

Mittlerweile passieren wir den dritten Friedhof kurz vor dem Verhungern. Natürlich haben wir Proviant in unserem Rucksack, so weit wäre es nicht gekommen, aber da wir schon im Ruhrpott wandern, ist die Erwartung, irgendwo am Wegesrand auf eine Currywurst zu stoßen, immens groß und die Strecke nähert sich so langsam dem Ende.

Friedhöfe am Wegesrand haben immerhin das Pluspünktchen, dass wir nochmal ein WC aufsuchen können.

Letzte Überraschung am Zollvereinsteig

Das Ziel schon fest vor Augen möchten wir die letzten anderthalb Kilometer jetzt einfach durchziehen. Und dann müssen wir uns die Augen reiben und fragen uns, ob das Biergartenschild und die von Weitem schimmernden Stühle und Tische eine Fatamorgana sind.

Zollvereinsteig
Der perfekte Biergarten kurz vor dem Ziel
Zollvereinsteig
Der Ruhrpottklassiker
Zollvereinsteig
Bloggerfreundinnen auf Tour

Nein, das sind sie nicht, wie sich alsbald herausstellt und unser sehnlichster Wunsch geht in Erfüllung – Currywurst mit Pommes.

Wir sind in einer Schrebergartenanlage gelandet. Die Schrebergartengastro ist geöffnet und ein Schild kündigt bereits das ersehnte Festmahl an.

Glücklich nehmen wir Platz und sind ganz aus dem Häuschen, dass die Wanderung auf dem Zollvereinsteig doch noch so einen würdigen Ausklang findet.

Nach dieser tollen Stärkung wandern sich die letzten Meter zurück bis zu unserem Ausgangspunkt an der Schurenbachhalde fast wie von alleine und nach 26,3 Kilometern sind wir am Ziel.

Fazit zum Wandern auf dem Zollvereinsteig

Der Zollvereinsteig rund um Essen und Gelsenkirchen hat uns positiv überrascht. Die Streckenführung ist überwiegend grün und kreativ. Dazu sind viele sehenswerte Orte enthalten und viele tolle Ausblicke über das Ruhrgebiet. Die Wegkennzeichnung könnte stellenweise etwas besser sein. Außerdem wären Hinweisschilder zu Einkehrmöglichkeiten sinnvoll, wenn diese abseits des Weges liegen. Schrebers Eventgastronomie sollte auf jeden Fall nocht in den Flyer vom Zollvereinsteig aufgenommen werden. Der Biergarten an Zeche Carl dagegen sollte entfernt werden, da er aufgrund der Öffnungszeiten im Rahmen der Wanderung kaum nutzbar ist.

Alles in allem aber eine empfehlenswerte Tour!

Bei dieser Tour war ich mit meinen Wander- und Bloggerfreundinnen Natalie vom Blog Outdoor-Familien-Glück, Steffi von Reiseziege und Bina von Ausgelatschte Schuhe. Das Wanderblog. unterwegs. Es war mir eine große Freude mit euch und ich bin gespannt auf unsere nächste Mädelstour. Unsere Vierbeiner haben uns an diesem Tag nicht begleitet, da die Temperaturen die 30 Grad Marke knacken sollten und wir nicht wussten, wie viel heißer Asphalt zu überqueren gewesen wäre. Das wollten wir den Wanderpfötchen ersparen. Geeignet ist die Tour aber auf jeden Fall mit Hund; besser aber wenn es nicht so heiß ist.

In diesem Sinne, bleibt gesund und wanderfreudig. Eure Dina

Noch mehr schöne Tourentipps fürs Ruhrgebiet findet ihr übrigens im Borderherz Tourenportal.

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